Einwohnerzahl:
1832 - 537 Einwohner
1980 - 2398 Einwohner
2010 - 2738 Einwohner
2016 - 2693 Einwohner
Unser Straberg
Wo wir heute wohnen, lebten bereits in der Mittelsteinzeit, also 8500 – 6000 v. Chr. Menschen. Durch nachweisbare Funde weiß man, dass auch in der Zeit des Jung- und Mittelneolithikums, in der Bronze- und Eisenzeit, bis zum Beginn unserer Zeitrechnung immer wieder einmal Menschen hier gesiedelt haben.
Aus römischer Zeit gibt es im Bereich Straberg Fundstellen von Bauernhöfen. Auch wurde ein römisches Gräberfeld entdeckt und man konnte einen Tempelbezirk, in dem Quellnymphen verehrt wurden, südlich der Straße Straberg – Gohr in der Senke nachweisen.
Unser Straberg erhebt sich auf einer kleinen Landerhöhung am Ufer eines alten versumpften und versandeten Rheinarmes. Nur wenn der Rhein in früherer Zeit Hochwasser führte, füllte sich dieser Arm noch mit Wasser. Beim Rückgang des Wassers blieb sumpfiger aber fruchtbarer Boden zurück. Dies machten sich die Kölner Klöster, Abteien und Stifte zu Nutzen.
1155 umfasst die Bestätigungsurkunde des Besitzstandes von Knechtsteden durch Kaiser Friedrich I. die Güter: Straberg, Nievenheim Balgheim (Balcheim unter Nievenheim), Panhusen, Diborgehove (soll Delhoven sein).
Das Kloster Knechtsteden hatte schon 1155, also ca. 25 Jahre nach seiner Gründung, zwei Höfe im "Stro-broch". Der Name ist eine althochdeutsche Bezeichnung für eine Gegend im Schilf-Bruch. 1137, so können wir nachlesen, müssen 30 Denare für ein Lehen in „Strabruc" bzw. "Strabruch" gezahlt werden.
Zwischen 1176 und 1262 gab es in Straberg ein Adelsgeschlecht. In einer Vermächtnisurkunde aus dem Jahre 1176 taucht der Name eines Bewohners von Straberg auf, es ist 'Hermann von Strabruch'. Der Mühlenhof in Straberg, Eigentum des Klosters Knechtsteden, wird 1232 in einer Besitzurkunde erwähnt.
In einer Urkunde des Erzbischofs Heinrich von Köln tritt im Jahre 1236 "Gerhard von Strabruch", Schultheiß zu Andernach, als Zeuge auf.
In einer Pachturkunde aus dem Jahre 1255 wird er uns als "Ritter Gerhard von Strabruch" vorgestellt. Zu einer Zeit, da Hülchrath noch Hilkeroede und Ückerath noch Oykeroede hießen, hatte unser Dorf seinen heutigen Namen. Am 22. Dezember 1347 nämlich schenkten Konrad von Haven und seine Gemahlin Aleidis dem nahe gelegenen Kloster Knechtsteden ihr Straberger Haus mit einem und einem halben Morgen Land. So steht es in einer alten Knechtstedener Schrift, die sich bis gegen Ende des Krieges im Düsseldorfer Staatsarchiv befand.
Abt Konrad erhielt ein in Straberg bei dem sogenannten Wingartsgut auf der einen und dem sogenannten Zurengut auf der anderen Seite gelegenes Besitztum. Die Urkunde wurde ausgefertigt in Gegenwart dreier Zeugen, der Herren Johannes, Boem genannt, Winand von Straberg, und Gobelinus, Becker genannt. Sie waren die "Feudales" der verpachteten Höfe, des Wingartsgutes und des Zurengutes, das heißt sie hatten sie zu Lehen. Sie waren aber keine Hörige, sonst hätten sie nicht als Zeugen auftreten können, eher kleine Adlige, wie Herr von Haven selbst, dem sie den Gefallen erwiesen.
Nebenher erwähnt befinden wir uns mitten in der Zeit, in der sich die Familien- und Hofnamen entwickelten.
Die Zollnebenstelle Straberg ist ebenfalls erst nach 1600 bezeugt.
Am 15. Dezember 1609 setzte die Stadt Neuss den Meister Thonis Peters zu Straberg und in den zugehörigen Orten als Zöllner ein. Auch hier gab es Zollübertretungen.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wird schon von einigen Bewohnern Strabergs Bier- und Weinsteuer erhoben. Außerdem finden wir in einer Beschreibung der Ländereien um Straberg alte Flur- und Wegenamen, die bis heute noch Geltung haben, wie z.B. "am Pannes, an der Kölschen Straße, im Broich, am Ückerather Weg, an der Beginen Kuul oder Viehstraße".
Im 18. Jahrhundert gehört Straberg zur Amtsverwaltung Hülchrath und zur Pfarrei Nievenheim. 1767 wird in Straberg eine kleine Kapelle gebaut. Sie ist der Hl. Agatha geweiht. Aber hier durfte nur werktags eine Hl. Messe gefeiert werden. Die Straberger Bürger müssen nach Nievenheim zur Kirche gehen. Es werden aber wohl die meisten Leute, so wie es heute noch ist, nach Knechtsteden zur Messe gegangen sein.
Bürgermeisterei Nievenheim, die 1927 in Amt Nievenheim umbenannt wurde.
1832 hatte sich der Pfarrer von Straberg sich bei der zuständigen Behörde darüber beschwert, dass in seiner Pfarrgemeinde ein Mann mit seiner Stiefmutter bereits über viele Jahre hinweg im Konkubinat lebte; der Verbindung, so der Pfarrer weiter, entstammten mittlerweile schon fünf Kinder. In Bezug auf bestehende Konkubinate bittet der Pfarrer die geforderte Strenge walten zu lassen. Immer wieder beklagten sich die Geistlichen dann auch darüber, dass sie bei ihrem Vorgehen gegen die "wilden Ehen" von kommunaler Seite keine Unterstützung erhielten.
1849 fanden Arbeiter beim Auswerfen eines Entwässerungsgrabens 3 Votivsteine. Die Stelle dieses Fundes ist eine sandige Anhöhe, fest ind er Mitte des Bruches zwischen Straberg und Gohr. Vielleicht in alter Zeit eine kleine Insel im Rhein, wo das Nymphäum stand, zu welchem diese Steine gehörten. Bei denselben wurde noch eine 9 Z. hohe Statuette von gebrannten gelben Ton gefunden, eine sitzende weibliche Figur von roher Arbeit. Dabei lagen noch circa 200 schlecht erhaltene Kupfermünzen aus der Kaiserzeit, ferner über hundert halb versteinerte Tannenzapfen von der Größe und der Form einer Ananas, römische Ziegel und Fragmente von Tongefäßen. Der erste Stein ist sehr gut erhalten und die Buchstaben sind alle scharf und deutliche eingehauen:
NIMPHIS
T CELSINVS
G V M I V S
V S L M
Der zweite, grauer Sandstein wie der erste ist ebenfalls gut erhalten und am oberen Rande mit architektonischen Verzierungen versehen, einem kleinen Frontispice und zu jeder Seite mit einer Wulst:
NIMPIS
SIMMO
HT QVAR
T V S
V S L M
Das dritte Denkmal, von Tuffstein, ist von gleicher Größe und Verzierung wie das zweite, aber aus einer späteren Zeit, wie die Formen des M, A, E und T beweisen. Die Schrift der ersten und dritten Zeile ist sehr abgerieben und daher schwierig zu deuten.
HLIRV
MARCV
ET HV
V S L M
1874 kommt Straberg zusammen mit Knechtsteden auf 700 Einwohner gem. dem statistischen, geographischen Bericht von Gustav Neumann im 2.Band Geographie des preußischen Staates.
Im Dezember 1888 konnte die auf Betreiben von Pastor Hermann Joseph Schmitz erbaute neue Kirche eingeweiht werden. 1894 wurde die Spar- und Darlehenskasse Nievenheim-Straberg GmbH gegründet welche in Straberg eine Zweigstelle eröffnete. 1911/12 kam Elektrizität ins Dorf. Die ersten Laternen
beleuchteten die Straßen. An das Wasserleitungsnetz wurde Straberg hingegen erst 1934 angeschlossen.
Eine Schule für die Kinder gab es schon seit dem frühen 19. Jahrhundert und 1863 wurde mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes begonnen. Diese Schule hatte nur zwei Klassen. Direkt daneben das Umfeld von Straberg
Als im Jahre 1794 die französischen Truppen unser Gebiet besetzten, wurde Nievenheim mit den Orten Delrath, Ückerrath und Straberg mit dem Kloster Knechtsteden von einem Munizipalagenten verwaltet. Im Jahre 1816 wurde die Bürgermeisterei Nievenheim aus den Gemeinden Nievenheim und Straberg gebildet. Sie gehörte zunächst dem Kreis Neuss, dann dem Kreis Grevenbroich in der Rheinprovinz an.
1870 wechselte die Gemeinde Gohr von der Bürgermeisterei Nettesheim zur Bürgermeisterei Nievenheim.
1927 erfolgte die Umbenennung der Bürgermeisterei Nievenheim in Amt Nievenheim.
1938 wurde die Gemeinde Broich, Amt Evinghoven, in die Gemeinde Gohr eingemeindet.
Das Amt Nievenheim wurde 1975 aufgelöst und in die Stadt Dormagen eingegliedert.
Nordrhein-Westfalen
Am 23. August 1946 gründete die Besatzungsmacht Großbritannien das Land Nordrhein-Westfalen aus dem Nordteil der preußischen Rheinprovinz (Provinz Nordrhein) sowie der ebenfalls preußischen Provinz Westfalen. 1947 wurde das jahrhundertelang selbstständige Land Lippe eingegliedert. Der Besatzungsmacht ging es nicht darum zusammen zu führen was zusammen gehört, denn das trifft, wie ihr ja seht, nicht auf Nordrhein-Westfalen zu, sondern ging es der britischen Regierung im
Vordergrund darum, das Ruhrgebiet und seine bedeutenden industriellen Ressourcen als Ganzes in einem Land einzubetten.
wurde 1936 eine neue Schule mit vier Klassen gebaut. Als 1968 die katholische Grundschule am Kronenpützchen eingerichtet wurde, begann man in der alten Schule mit Jugend- und Seniorenarbeit und gab diesem Pfarrheim den Namen Alfred Delp Haus.
Ende der Selbstständigkeit Strabergs
Mit der kommunalen Neugliederung 1975 endete die Selbstständigkeit Strabergs. Am 1. Januar 1975 wurde Straberg ein Stadtteil der 1969 gegründeten Stadt Dormagen. Letzter ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Straberg war Leo Drexler (CDU). Letzter ehrenamtlicher Gemeindedirektor war Johannes Sticker.
Hier 2 Fotos vom Grabstein des letzten ehrenamtlichen Bürgermeisters aus Straberg: Leo Drexler
Text: Anneli Drexler
Das Wappen von Straberg
Hier sind ein Paar alte Bilder, sowohl aber auch eine digitale Rekonstruktion des Innenraums abgebildet.
1710 - 1767 Die St. Agatha-Kapelle in Straberg
Seit der Einführung Strabergs haben hier Christen gewohnt. Sicherlich ist im Dorf nach der intensiven Besiedlung im 13. Jahrhundert eine kleine Kapelle entstanden, von der uns jedoch keine schriftlichen Nachrichten vorliegen. Erstmalig wird in einer Zusammenstellung der Weihehandlungen der Kölner Erzbischöfe am 13.06.1710 für den Knechtstedener Abt Arnoldus Brewer die Vollmacht ausgesprochen, eine Glocke, gegossen für den Gebrauch der Kapelle in Straberg, zu segnen und zu weihen.
Erst für das Jahr 1767 wird vom Bau einer kleinen Kapelle berichtet - unmittelbar südlich des heutigen Kirchturms in der als Patronin die heilige Agatha verehrt wurde. Die Heilige, die als Beschützerin in Feuersgefahr gilt, war auch in der Mutterpfarre Nievenheim schon von Bedeutung. Darauf deutet ein Grabstein hin, der auf dem alten Kirchhof an Sankt Pankratius in Nievenheim steht und in der MItte Salvator Mundi, links Sankt Pankratius und rechts Sankt Agatha zeigt. Der Stein trägt zwar kein Datum, könnte aber aufgrund seiner Stilelemente aus der Mitte des 18 Jahrhunderts stammen.
Text: Anneli Drexler
1794 Die Franzosenzeit
1794 besetzten französische Revolutionstruppen unter Napoleon das linke Rheinufer. Die ,,Franzosenzeit", die bis 1814 andauernde, brachte gravierende Veränderungen mit sich. Napoleon nahm sich dem Handel und der Wirtschaft, der Bildung und den Finanzen an - und der Rechtsprechung. Eine seiner größten Errungenschaften wurde der Code Civil, ein Bürgerliches Gesetzbuch. Bis heute ist es die Grundlage der französischen Rechtsprechung. Was aber vielleicht am deutlichsten sichtbar wurde war die Säkularisation.
Die Mönche der Abtei Knechtsteden fliehen mit ihrem Abt Hendel (+ 1805, begraben in Nievenheim neben der Kirche) auf das rechte Rheinufer. Die Abtei steht leer und schutzlos da. Sie wird von den umliegenden Dörfern, Gutshöfen und von durchziehenden französischen Soldaten restlos ausgeplündert und zum Teil zerstört. Während dieses Vandalismus sind die gesamte Bibliothek, alle
Archive, sowie wertvolle Gemälde und Aufzeichnungen verschwunden oder verbrannt worden. Wichtige Geschichtsdaten sind damit für immer verloren.
Nach dem Wiener Kongress fiel das hiesige Gebiet 1815 an Preußen. Straberg wurde eine selbständige Gemeinde in der
Hier ist ein Grundriss des Dorfes Straberg aus dem Jahre 1811 (NRW HStA, Roer-Dep. Nr. 2099)
"Unsere Gemeinde bestehet in 89 häuser bei 500 Seelen", so in einem Schreiben der Straberger Gemeinde an den Bischof von Aachen.
1804 Die selbstständige Pfarrgemeinde St. Agatha Straberg
Die Zeit, in der unsere Vorfahren selbstständig werden wollten.
Damit uns klar wird, was unsere Vorfahren geleistet haben und wie mutig sie waren, ein Blick in die Geschichte:
Es war in der sogenannten Franzosenzeit, eine schwierige Zeit als unsere Vorfahren auf den Gedanken kamen, sich von Nievenheim und Knechtsteden unabhängig zu machen. Die katholische Kirche wurde durch die Französische Revolution (1789 bis 1799) unterdrückt. Es kam 1793 und 1794 zu einer Phase der "Entchristianisierung". Der Besitz der Kirche wurde dem Staat zugeführt (Säkularisation), Klöster wurden geschlossen.
Ab 1795 erfolgte dennoch eine vorsichtige Lockerung. Gottesdienste wurden wieder erlaubt, allerdings ohne Glockenläuten. So mancher Priester kehrte aus dem Exil zurück.
Am 9. November 1799 übernahm General Napoleon Bonaparte mit einem Staatsstreich die Macht in Frankreich. Als Konsul uns Kaiser brachte Napoleon fast ganz Europa unter seine Kontrolle. Als Napoleon an Ostern 1802 mit Papst Pius VII ein Konkordat schloss glaubte man, die schlimme Zeit sei vorbei.
Alles Kirchengut, Klöster, Pfarrkirchen und Dorfkapellen mit allem Drum und Dran wurde der in Aachen eingerichteten Domänenkammer zur Verwaltung übertragen. Anfang 1802 begann das große Reinemachen. Die Klöster wurden aufgelöst, die Nonnen, Brüder und Patres standen wie vorgeschrieben in Laienkleidern auf der Straße und mussten sehen, wo sie unterkamen. Die Prämonstatenser in Knechtsteden brauchten nicht fort. Winand Kayser, der von seiner in Köln wohnenden Familie unterstützt wurde, fuhr nach Aachen und hatte am Tag nach der Aufhebung, am 8. September 1802 die Abtei mit 144 Hektar Land für 5470 Franken gepachtet. Im Übrigen machte sich Winand Kayser (+1842) nicht nur um die Knechtstedener Kirche verdient wo er regelmäßig öffentliche Gottesdienste abhielt, sondern trat sowohl in Straberg als auch in Delhoven als großer Wohltäter auf. Kayser spendete Brot und Getreide, förderte fleißige Schüler und initiierte eine Stiftung für bedürftige Familien, um nur einige Beispiele seines breit angelegten Wirkens zu nennen. In Straberg ist heute eine Straße nach diesem bemerkenswerten Mann benannt.
Die verstaatlichten Kirchen wurden später den Gemeinden zur Verfügung gestellt. Winand Kayser war sich darüber im Klaren, dass er die Abtei demnächst ankaufen musste. Trotz des Pachtvertrages würde die Aachener Domänenkammer, die Abtei sofort abstoßen, wenn ihr ein Kaufwilliger ein gutes Angebot machen sollte. Um die Kirche nicht mit ankaufen zu müssen, musste sie einen Zweck bekommen, der sie unveräußerlich machte. Er wollte aus ihr die Pfarrkirche für Straberg und Delhoven machen.
Text: Anneli Drexler
links: original Zeichnung Südliche Längsseite der alten Kirche in Straberg
mitte: Brief des Bischofs Berdolet aus Achen vom 07. November 1804. Der Geburtsschein der Pfarre Sankt Agatha
rechts: digital überarbeitete Zeichnung der alten Kirche
1804 Strabergs Kirche wird Pfarrkirche
Auch in Straberg wurde die Kirche der Gemeinde zur Verfügung gestellt und das nur mit dem was man unbedingt nötig hatte, ein Messgewand, zwei Kerzenleuchter...
Am 25. Juli 1802 bestellte Napoleon Bonaparte für die von ihm im Departement Roer neu eingerichtete Diözese Aachen den ersten Bischof. Er hieß Marc-Antoine Berdolet und kam aus dem Elsass, wo er Bischof von Colmar gewesen war. Er war ein guter Mann und nahm seine Aufgaben ernst. Er besorgte sich tüchtige Mitarbeiter, reiste in der Diözese umher und hatte für die Sorgen der Christen ein offenes Ohr. Auch für uns Straberger, als unsere Vorfahren für ihre Kirche Pfarrechte beantragen.
Sie verlangten nichts Unmögliches. Jede Gemeinde konnte sich einen Raum für den Gottesdienst einrichten und sich einen Geistlichen besorgen, wenn man die Staatskasse nicht beanspruchte.
Die Straberger Gemeinde hatte einen Geistlichen aufgenommen, Josef Streider, einen ehemaligen Mönch, der, als 1802 sein Kloster aufgehoben wurde, auf der Straße stand. Deservanten nannte man diese Geistlichen.
Wenn die Straberger ihr Ziel erreichen, konnte das für Knechtsteden gefährlich sein.
In einem langen lateinischen Brief des letzten Abtes von Knechtsteden, Michael Hendel (+29.11.1805), an den Aachener Generalvikar Fonck lesen wir, dass ihn die Straberger gründlich geärgert haben. "Sie verlangen Pfarrechte für ihre Kirche. Dabei wissen sie nicht wovon sie existieren soll, denn sie ist nicht dotiert. Kein Scheffel Land, den man verpachten könnte um die Kultuskosten zu bestreiten."
Auch der Rat der Gemeinde Nievenheim versucht, die dauerhafte Selbstständigkeit der Sukkursale Straberg zu verhindern. Unsere Vorfahren haben aber, wie es scheint, nicht nur beim Bischof, sondern auch beim Departementspräfekten ein offenes Ohr gefunden. Sie haben ihre Forderung mit den langen Kirchwegen nach Nievenheim und Knechtsteden begründet. Wir wissen, dass die Wege auch zu Fuß, so lang nicht sind. In Aachen wurde allen Parteien geholfen. Zuerst bekam Straberg eine Pfarrkirche und einen Deservanten. Die Freude der Straberger war aber nicht ungetrübt. Der Deservant blieb dem Pfarrer von Nievenheim Rechenschaft schuldig und von seinem Gutdünken abhängig, aber sie konnten in ihrer Kapelle der Sonntagspflicht genügen und die Sakramente empfangen.
Im folgenden Jahr wurde die Abteikirche Knechtsteden in einem von Napoleon persönlich unterzeichneten Dekret zur Annexkirche in der Bürgermeisterei Nievenheim bestimmt. Es konnte nun auch ihr nichts Böses mehr geschehen. Noch in der Franhzosenzeit wurde aber daran etwas geändert.
In einem Schematismus der Diözese Aachen wird der Deservant von Straberg für die beiden "hameaux = Weiler" Knechtsteden und Blechhof zuständig. Knechtsteden und der Blechhof erscheinen hier als eigene kleine Dörfer, die in der Gemeinde Straberg liegen. Die Abtei ist um diese Zeit, im Jahre 1813 seit drei Jahren verkauft und in den persönlichen Besitz Winand Kaysers übergegangen. An diesen Verhältnissen änderte sich nichts bis König Friedrich Wilhelm von Preußen 1821 mit dem Papst ein Konkordat schloss. Die alte Erzdiözese Köln wurde wieder eingerichtet und Straberg wurde eine Pfarrei neben den andern mit einem vmo Staat besoldeten Pfarrer. In der Gemeinde lag die Annexkirche Knechtsteden.
Unsere Gemeinde Straberg verdient hohes Lob. Sie war weder zahlreich noch reich. Trotzdem übernahmen unsere Großeltern durch viele Jahre hindurch, ganz auf sich gestellt, die Sorge für ihre Kirche und ihren Geistlichen.
Das Verhältnis zu den Knechtstedenern war nach Streitigkeiten am Anfang, solang Winand Kayser lebte, immer gut.
Text: Anneli Drexler
1867 Der Sankt Hubertus Schützen Verein
In der St. Hubertus Schützenbruderschaft gibt es drei Festschriften. Die erste wurde 1967 zum 100-jährigen, die zweite 1992 zum 125-jährigen und die letzte 2017 zum 150-jährigen Jubiläum erstellt. Der folgende Bericht ist eine verkürzte Zusammenfassung aus diesen Festschriften.
Der St. Hubertus Schützenverein Straberg
Der Knechtstedner Abt Leonhard Jansen gründete 1730 eine Sakramentsbruderschaft die alles was in der näheren und weiteren Umgebung etwas auf seinen katholischen Glauben hielt, zu Mitgliedern zählte. Zur Sommerzeit pilgerten sie in hellen Scharen zum Kloster, um dort zur Ehre des Herrn an festlichen Gottestrachten teilzunehmen.
Zur Sakramentsbruderschaft kam 1867 ein Schützenverein. Von den Männern, die mit dem Dorfschullehrer Friedrich Ahles den Anfang machten, waren, wie alte Bilder ausweisen, eine Anzahl Kriegsteilnehmer gewesen.
Der "St. Hubertus Schützenverein Straberg" war ihnen alles in einem: Schützenverein und Kriegerverein, dazu Männergesangverein für diejenigen, di, wie es seit Ende des 18. Jahrhunderts üblich geworden war, auch in unserem Dorf das überlieferte volkstümliche Liedgut pflegen wollten, und schließlich auch Sakramentsbruderschaft. So feiern wir noch heute am 5. Sonntag nach Ostern die Gottestracht, das Stiftungsfest des Vereins.
Der Schützenverein wurde zu einem festen Bestandteil in Straberg.
Am 26.08.1877 wurden die "Statuten des Straberger Schützenvereins" dem königlich-preußischen Oberpräsidenten der Rheinprovinz in Koblenz zur Bestätigung unterbreitet.
Am 18.10.1877 wurden sie vom königlich-preußischen Oberpräsidenten der Rheinprovinz in Koblenz genehmigt mit der Anordnung, dass eine Abänderung zur Genehmigung dem Oberpräsidenten vorgelegt wird. Bei Preußens wollte man alles wissen.
Wie stark das Leben unserer Väter vom Glauben geprägt war zeigt, dass das eigentliche Schützenfest ebenfalls mit einem Kirchenfest in Verbindung gebracht wurde, dem Fest Maria Geburt am 8.September. Fiel das Fest auf einen Wochentag, so wurde am nächsten Wochenende -wie noch heute- Schützenfest und Kirmes gefeiert. Und wie damals wird auch noch heute am Schützenfestsonntag am Schluss der heiligen Messe zu Ehren der Gottesmutter das Lied "Ros', oh schöne Ros', in St. Annä Schoß" gesungen.
Text: Anneli Drexler
Links: 100 jähriges Jubiläum 1975
Mitte: Gruppenfoto zum 140 jährigen Bestehen 2015
Rechts: Ölgemälde von Caecilia
1875 Kirchenchor "Caecilia Straberg"
Der folgende Bericht ist aus den Festschriften 1975 zum 100-jährigen und von 2000 zum 125-jährigen Bestehen entnommen.
Der Kirchenchor ist nach der Schützenbruderschaft die älteste Gemeinschaft in Straberg. Im Winter des Jahres 1875 traten einige junge Leute aus Straberg an den damaligen Hauptlehrer Hubert Klein heran und baten ihn, gemeinsam mit ihnen einen Theaterverein zu gründen, damit man der Dorfbevölkerung etwas Frohsinn und Unterhaltung bieten konnte. Jedoch Herr Klein hatte einen anderen Vorschlag zu machen: Gründung eines Kirchenchores.
Man benannte ihn "Kirchenchor Caecilia" Straberg 1875. Durch eifrige Werbung seiner Nachfolger stieg laufend die Mitgliederzahl, so dass bereits 1913 ein großes Caecilienfest unter Mitwirkung des Westender Männerquartetts aus Mönchengladbach, des blinden Baßsolisten Jakob Abels aus Buchholz und des Straberger Theatervereins "Frohsinn" gehalten werden konnte.
Während des I.Weltkrieges (1914-1918) wurden viele Mitglieder des Kirchenchores, zum Wehrdienst einberufen. Aber bereits 1922 war man in der Lage ein großes Konzert aufzuführen, auf dem auch auswärtige Chöre mitwirkten. Damals bestand noch ein Knabenchor, mit dessen Mitwirkung Weihnachtsoratorien aufgeführt wurden.
Bei der Einweihung des Straberger Kriegerdenkmals im Jahre 1922 wirkte der Straberger Kirchenchor ebenfalls mit. Durch Hand- und Spanndienste oder musikalische Darbietungen hatten seine Mitglieder mit zur Errichtung und Finanzierung beigetragen.
Das fünfzigjährige Jubelfest 1925 wollte man groß feiern. Durch Konzerte, Verlosungen und Spenden konnte die für die damalige Zeit beträchtliche Summe von 1000 Reichsmark aufgebracht werden. Es wurde eine Vereinsfahne angeschafft, die die Schwestern vom Kloster Kreitz bei Holzheim in Stickarbeit anfertigten.
Beim Festhochamt, in dem eine mehrstimmige Messe gesungen wurde, beteiligten sich selbstverständlich auch Brüder un Patres aus Knechtsteden.
Als die Nationalsozialisten 1933, ihre Gewaltherrschaft antraten brachen für den Chor schwere Zeiten an. Er verlor Mitglieder und auch den Chorleiter und die Proben, die bis dahin immer in der Schule stattfanden, mussten nun in der Kirche stattfinden. Im 2. Weltkrieg schrumpfte der Chor noch mehr. Aber die nicht eingezogenen Mitglieder sangen gelegentlich im Gottesdienst. So konnte der Chor schon 1947 am ersten Dekanatssingen in Nievenheim teilnehmen. Doch er brauchte dringend Verstärkung.
So kam es 1951 zum Zusammenschluss des hiesigen Männerchores "Waldröschen" mit dem Kirchenchor.
1954 wurden auch sangesfreudige Damen in den Chro aufgenommen. Es begann ein schönes Chorleben mit Gesang und Geselligkeit.
Das 100-jährige Stiftungsfest 1975 war ein absoluter Höhepunkt für die Sängerinnen und Sänger sowie für alle, die die Feierlichkeiten miterleben durften. Zum Beginn der Jubiläumsfeierlichkeiten stand ein Festkommers im Schützensaal Straberg. Im Festkonzert am darauffolgenden Sonntag wirkten neben dem Kirchenchor Straberg alle Chöre des Dekanates Dormagen sowie befreundete Chöre mit. Am Abend wurde im Schützensaal noch kräftig das Tanzbein geschwungen.
Außer dem Dekanatssingen, an dem man regelmäßig teilnahm, gab es noch weitere erwähnenswerte Höhepunkte.
1977 sang der Kirchenchor zur goldenen Priesterweihe von Pater Rath in der Klosterbasilika im Festgottesdienst die Primizmesse.
1978 waren alle Chöre des Dekanates Dormagen zu einer Schallplattenaufnahme geladen. Der Straberger Kirchenchor sang bei dieser Aufnahme des Lied "Peters Brünnele".
Im Sommer 1979 richtete die Stadt Bonn die Bundesgartenschau aus. Der Kirchenchor verband seinen jährlichen Tagesausflug mit einem Besuch der Schau. Natürlich wurden im Theaterzelt einige Lieder zum Besten gegeben.
Am 4. Februar 1980 vollendete Pater Rath sein 80. Lebensjahr. Zur Geburtstagsfeier im St. Hubertus Schützensaal brachte der Chor ihm ein Ständchen.
Im Juni 1985 empfing Herr Diakon Hans Pohl im Hohen Dom zu Köln das Sakrament der Priesterweihe. Pfarrer Pohl war lange Jahre aktiver Sänger des Kirchenchores Straberg. Seine erste Messfeier wurde von seinen ehemaligen Sänger-Kollegen musikalisch mitgestaltet. Auch beim anschließenden Empfang im Schützensaal sang der Chor.
Bei der Festmesse zu seinem 110. Stiftungsfestes am 22.09.1985 sang der Chor die "Messe in C" von Anton Bruckner. Nachmittags war die Dorfgemeinschaft zu einem Chorkonzert im Schützensaal eingeladen.
Im Mai 1988 gestaltete der Kirchenchor, anlässlich des 850. Gründungsjahres der Klosterbasilika Knechtsteden, einen Gottesdienst mit. Mit Patronatsfest des Kirchenchores am 26. November 1988 begann die Festwoche zum 100-jährigen Bestehen unserer Pfarrkirche. Im Festgottesdienst sang der Kirchenchor die Messe "Regina Pacis" von Heinrich Lehmacher. Die musikalische Begleitung übernahm die Polizeikapelle aus Düsseldorf.
Im Oktober 1989 feierte die katholische Frauengemeinschaft Straberg ihr 75-jähriges Bestehen. Im Festgottesdienst sang der Kirchenchor die "Messe in C" von Anton Bruckner.
Im Dezember 1989 weihte Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner während eines Pontifikalamtes den neuen Volksaltar in unserer Kirche. Der Chor war mit seinen Gesängen dabei. Der langjährige Chorleiter Johann Hilgers ging in den Ruhestand. Nachfolgerin wurde im Januar 1990 Frau Susanne Becker.
Am Fronleichnam 1991 sangen die Chöre aus Straberg und Delhoven gemeinsam einen Festgottesdienst auf dem Conradshof. Fortan blieb diese Gemeinsamkeit am Fronleichnam bis 2005 bestehen.
Zur Gottestracht im Jahr 1992 feierte die St. Hubertus-Schützenbruderschaft Straberg ihr 125-jähriges Stiftungsfest. Da fast alle Sänger unseres Chores auch Schützenbrüder sind, war es selbstverständlich, dass der Festgottesdienst von unserem Chor musikalisch mitgestaltet wurde.
Am Sonntag, den 25. Juni 1995, feierte Fritz May, unter großer Beteiligung der Straberger, die Primizmesse in seiner Heimatpfarrirche St. Agatha. Der Chor sang im Gottesdienst die "Kleine Orgelsolomesse".
Auch bei der Einweihung des neuen Kindergartens am 17. April 1999 trat der Chor auf.
Zu seinem 125. Stiftungsfest am 26.06.1999 sangen Sängerinnen und Sänger die "Missa brevis et solemnis in C" von Wolfgang Amadeus Mozart im Pontifikalamt, das ihr Schirmherrn, der damaligen Weihbischof Dr. Friedhelm Hofmann, zelebrierte.
Von 2006 bis 2008 wurde das Fronleichnamsfest für die Gemeinden Straberg und Delhoven im Kloster Knechtsteden gefeiert. Wei schon seit 1991 auf dem Conradshof sangen die Chöre von Straberg und Delhoven gemeinsam im Festgottesdienst.
2006 schlog Chorleiterin Frau Becker zum ersten Mal vor die Chöre Straberg und Delhoven zu vereinigen. Im Februar 2009 wurde über einen Zusammenschluss abgestimmt.
2010 bildeten die beiden Chöre eine Chorgemeinschaft. Die Proben fanden im Wechsel in Straberg und Delhoven statt.
Am Caeciliafest 2015 feierte der Kirchenchor Caecilia Straberg sein 140-jähriges Bestehen.
Text: Anneli Drexler
links: original Foto vom alten Schützensaal
rechts: eine Skizze des alten Schützensaals
1882 Der erste Schützensaal
Das nächste wichtige Datum in der Geschichte des Schützenvereins ist der 04.06.1882. Die Schützen beschlossen eine Festhalle zu bauen. Wörtlich heißt es im Protokoll: "Wir, die Unterzeichneten verbürgen uns solidarisch für die Summe der zu ergebenen Kosten des Aufbaus einer Schützenhalle und verpflichten uns hierzu, pro Mann jährlich 2 Mark zu tragen, bis die Kosten bezahlt sind".
Als die Halle gegen Ende des Jahres fast fertiggestellt war, hatte der Verein 1400 Mark Schulden, obwohl fast alle Arbeiten an der Halle in Eigenleistung ausgeführt worden waren.
Drei Darlehen wurden aufgenommen. Peter Hahn aus Straberg stellte 900 Mark und Andreas Breuer aus Nievenheim 300 Mark zur Verfügung. Der Restbetrag von 200 Mark wurde bei der Straberger Kirchenkasse aufgenommen. Als Bürgen für die Schuldscheine unterzeichnete der geschäftsführende Vorstand Peter Bilk, Anton Helmig und Hermann Krücken. Damit diese drei Männer aber nicht für diese damals gewaltige Schuldenlast alleine gerade zu stehen mussten, unterschrieben am 26. November 1882 noch 54 weitere Mitglieder, die Gläubiger aus ihrem Vermögen vor Schaden zu bewahren. Aber soweit ist es wohl nie gekommen. Anscheinend konnten die Darlehen in kürzester Zeit getiglt werden, denn es wird uns nichts mehr darüber berichtet.
Wenn es um das Gemeinwohl des Dorfes ging, war der Schützenverein immer zur Stelle. Schon um die Jahrundertwende sorgte er dafür, dass alle Kinder am Martinstag einen Weckmann bekamen. Damit die Straberger Frauen sich besser mit den neu auf den Markt gekommenen Elektroherden und -geräten vertraut machen konnten, beschlossen die Schützen am 20. Mai 1914 den Saal einen Monat unentgetlich für einen Koch- und Backkursus zur Verfügung zu stellen.
Text: Anneli Drexler
Bild 1: Aufziehen der Bronzeglocke 1892 , welche im 1. Weltkrieg eingeschmolzen wurde
Bild 2: Wappen der Glockengießerei Otto Hemelingen
Bild 3: Postkarte der Glockengießerei Ulrich & J.F. Weile aus Bockenem im Harz
Bild 4: Aufziehen der Stahlglocken 1924
1892 Glocken für die neue Kirche
Nachdem die neue Kirche fertig gestellt und am 03.12.1888 geweiht wurde, regte sich der Wunsch, ein würdiges Geläute zu besitzen. Otto aus Hemelingen bei Bremen schlug für Straberg ein Geläut von 8 und 12 Zentnern vor zum Preis von ca. 2.600 Mark.
Nun ging es um die Finanzierung. Pfarrer Schmitz teilte der Gemeinde mit, dass er die Glocke stiften werden. Seine Tante Zander hatte ihm für diesen Zweck einen großen Betrag zukommen lassen. Er selbst verzichtete in diesem Jahr auf die Ostergaben zugunsten der Kirche. Der Restbetrag wurde durch Sammlungen erbracht.
Vor Palmsonntag 1892 trafen die neuen Glocken ein. Leider waren sie unverpackt und dadurch an den Rändern stark beschädigt. Sie wurden auf einen geschmückten Wagen geladen und von vier Pferden durch das Dorf gezogen. An Palmsonntag wurden sie geweiht.
Jeder durfte gegen ein Almosen die Glocken mit dem Hammer anschlagen. So kamen 180 Mark zusammen.
Zur Freude der Gemeinde und der Umgebung erschallten die Glocken am Karsamstags-Nachmittag zum ersten Male. Die große Glocke, g-Ton, wurde auf den Namen des Spenders Hermann Joseph geweiht; die kleine Glocke, c-Ton, wurde zu Ehren der Pfarrpatronin der heiligen Agatha geweiht.
Sie erhielt die Inschrift "St. Agatha - ora pro nobis (bitte für uns), Otto von Hemelingen goss mich 1892".
Die Glockengießerei Otto, auch Glockengießerei Hemelingen genannt, wurde im Jahre 1874 in Hemelingen, heute ein Stadtteil von Bremen, gegründet. Das Unternehmen firmierte unter "Glockengießerei F. Otto Hemelingen" und hat mit Ausnahme der Kriegsjahre bis zur Einstellung des Gussbetriebs 1974 mehrere tausend Glocken gegossen.
Im 1. Weltkrieg wurde eine Bronzeglocke des Geläuts beschlagnahmt und eingeschmolzen.
1923 überlegte der Kirchenvorstand, diese eingeschmolzene Glocke, die der heiligen Agatha geweiht war, zu ersetzen.
Dann ging es nicht nur um die Finanzierung, man musste sich auch mit der Glockenbestellung sehr beeilen, da der Geldverfall groteske Formen annahm.
Die Jünglingskongregation führte unter der Leitung von Adam Breuer das religiöse Theaterstück "Drei Tage aus dem Kölner Leben" auf. Dieses Theaterstück wurde sogar später in der Spielzeit 1975-76 im Volkstheater Millowitsch zu Köln aufgeführt. Vom Reinerlös konnten 1.000 Mark Inflationsgeld als erstes Glockenpfand hinterlegt werden.
Auf Drängen von Hans Peter Zaum (Hans-Pitter) sollte gleich eine zweite, aber schwerere Glocke mitbestellt werden. Er sagte zum Pfarrer Dr. Minjon, dass er den vollen Restbetrag übernähme, der bei Sammlungen in der Gemeinde übrig bleiben würde, selbst wenn es die Gesamtkosten für die schwere Glocke wären. Erst durch dieses hochherzige Angebot konnten am 07.08.1923 die 2 Stahlglocken von 10 1/2 und 27 Zentner Gewicht mit Ton "B" und "F" bei der Firma Ulrich & J.F. Weule in Bockenem im Harz bestellt werden.
Die Verhandlungen erwiesen sich wegen des ständigen Geldverfalls als sehr schwierig. Schließlich einigte man sich auf den Preis von 135 Zentner Roggen zum Kölner Börsenpreis am Tage der Lieferung. Ende September 1923 wurden die Glocken schon gegossen. Sie konnten aber wegen der Schwierigkeiten bei der Verzollung durch die Franzosen, der Besatzungsmacht im Rheinland nach dem ersten Weltkrieg, erst am 27.12.1923 verladen werden. Am 14.01.1924 trafen die Glocken endlich in Worringen ein.
Unter allgemeiner Begeisterung, holte man sie an der Bahn in Worringen ab. Die erste Nacht standen die Glocken auf dem Hof der Familie Hamacher, damals am Ortseingang von Horrem kommend. Am nächsten Tag wurden sie feierlich und unter Begleitung der Schulkinder durch das Dorf gefahren. Mit ungeschmälerter Begeisterung zog man sie in den Turm.
Diese schwere Arbeit wurde, unter der Leitung von Bauunternehmer Jakob Wahl aus Straberg und Zimmermeister Cornelius Kollenbroich aus Nievenheim, ohne Probleme erledigt. Vorher weihte man die Glocken im Beisein des Herrn Pfarrer Emonds von Nievenheim und zweier Herren aus Knechtsteden im Rahmen eines Hochamtes, das Pastor Dr. Minjon zelebrierte, feierlich ein. Dem Wunsche Hans Peter Zaums der großen Glocken mit dem Ton "F", den Namen Johannes Petrus zu geben, wurde entsprochen. Die kleinere Glocke mit dem Ton "B" erhielt wieder den Namen der heiligen Agatha. Ein schönes Geläute: Agatha - Hermann Josef - Johannes Petrus. Infolge der großen Begeisterung der Pfarrgemeindemitglieder ist so viel gespendet oder unentgeltlich gearbeitet worden, dass der Preis von 10.043,55 Mark einschließlich aller Nebenkosten bezahlt werden konnte.
Mit den Glocken wurde das "I-Tüpfelchen" auf unsere Kirche gesetzt.
Im 2. Weltkrieg blieben die Glocken unbeschadet. Sie wurden nicht zwecks Einschmelzung eingefordert.
Im Jahre 1951 hatte man außerdem noch die schwerste der drei Glocken motorisiert.
Text: Anneli Drexler + Textergänzungen: Christoph Pohl
1911 Freiwillige Feuerwehr Straberg
Der folgende Bericht enthält Auszüge aus der Festschrift von 2011 zum 100-jährigen Bestehen der Straberger Feuerwehr.
Bereits im Jahre 1890 gründete sich der Bezirksverband der freiwilligen Feuerwehren Mittel-Rheinland und 1891 der Feuerwehrverband der Rheinprovinz.
In den Zeiten vor Gründung der Feuerwehr lag die Verantwortung zur Feuerbekämpfung in den Kommunen und Dörfern und war sehr uneinheitlich, unorganisiert und spontan. So sah der Staat in Gestalt der preußischen Rheinprovinz Verbesserungsbedarf und beschloss, ein Netz von freiwilligen Feuerwehren (neben den schon bestehenden städtischen Feuerwehren) flächendeckend aufzubauen. Somit erfolgte die Gründung der Straberger Freiwilligen Feuerwehr nicht so ganz freiwillig. Der Kaiser ordnete an - und sukzessive gründeten sich in den einzelnen Orten Feuerwehren, um diese kaiserliche Verordnung hinsichtlich Ausrüstung, Ausbildung und Feuerbekämpfung umzusetzen.
In Straberg gab es vor der Gründung der Feuerwehr schon eine Feuerspritze welche der Allgemeinheit zur Verfügung stand. Ob diese ihren Standort in Straberg oder im Kloster Knechtsteden hatte, ist nicht mehr gesichert herauszufinden. Verbürgt ist ein Spritzenhaus im Kloster, wo eine Handspritze und sogar ein Leiterwagen untergebracht waren. Zum Kloster bestand eine enge Verbundenheit weil damals viele Straberger dort arbeiteten. So wurde wahrscheinlich dieses Gerät auch in Straberg und Umgebung eingesetzt.
Die Straberger ließen sich für die Gründung ihrer Feuerwehr etwas mehr Zeit, denn mit Ausnahme von Hackenbroich gab es eine im heutigen Stadtgebiet bereits überall.
1911, im Gründungsjahr der Feuerwehr zählte Straberg rund 600 Einwohner.
Überliefert ist, dass bei einem feuchtfröhlichen Frühschoppen beim Gastwirt Johann Peter Zaum, den Strabergern als "Hans Pitter" bekannt, 17 gestandene Männer entschlossen waren, die Freiwillige Feuerwehr Straberg zu gründen.
Kurz nach der Gründung rief man zur ersten Übung auf. Bei einem gestellten Brand im Heuboden der Gaststätte musste dieser von der Straße aus über eine Leiter erreicht werden, um den Brand zu löschen und eine Person (gestellt von einer mannsgroßen Puppe) aus der akuten Gefahr zu befreien.
Die damalige Ausrüstung war sehr bescheiden und wurde wahrscheinlich auch in Teilen von den Wehrmännern selbst finanziert. Es gab eine Leiter sowie Ledergürtel (zur Eigensicherung) für die Steiger, einige einfache Holzeimer, ein paar Seile, Einreißhaken und Beile. All diese Geräte wurden nach mündlicher Überlieferung neben der Gaststätte Zaum gegenüber der Kirche unter einem Dachüberstand gelagert. Alles war für jedermann zugänglich und diese Stelle kann als das erste "Gerätehaus" des Löschzuges angesehen werden. Mit einer Art Jagdhorn wurde Alarm geblasen oder man läutet die Glocken von St. Agatha. Das Löschwasser musste damals noch aus öffentlichen Brunnen bzw. aus Hausbrunnen gepumpt werden. Die beiden öffentlichen Brunnen befanden sich am Linden-Kirch-Platz und am Lindenbaum neben dem Pfarrhaus.
In der Zeit des ersten Weltkrieges bekam die Wehr die erste Spritze. Sie wurde auf einem Pferdekarren transportiert, während die nachfolgende Spritze wiederum noch von Hand gezogen werden musste.
Im Jahre 1943 gab es die erste Ringleitung zur Wasserversorgung deren Pumpstation im Kronenpützchen stand und mit Strom betrieben wurde. Fiel der Strom aus, und das kam durchaus öfter vor, funktionierte auch die Wasserversorgung nicht mehr. Dann musste man auf die noch existierenden öffentlichen und privaten Brunnen zurückgreifen.
Während des zweiten Weltkrieges bekam die Wehr die erste Motorspritze, die nicht so zuverlässig war. So hörte man des Öfteren den Satz "Eine tolle Sache - wenn sie denn läuft."
Unter der Militärregierung, nach dem zweiten Weltkrieg, wurden überall die Löschzüge neu gegründet.
Das Gerätehaus stand hinter der Kirche, in etwa dort wo heute die Garagen des Pastors stehen. Es handelte sich um einen einfachen Bau mit nur einem Raum und Ziegeldach und Holztor. Es gab weder Toiletten noch Waschgelegenheiten oder sonstige besondere Ausstattung. Dieser Raum wurde von der Polizei als zweitweiliges Gefängnis genutzt. Dazu erhält man gerne von einem festgenommenen Verbrecher, der einfach einige Dachziegel zur Seite schob und flüchtete.
Am 15. Januar 1959 erhielt der Löschzug sein erstes Kraftfahrzeug, einen VW-Bus mit einer Tragkraftspritze. In den sechziger Jahren bekam der Löschzug dann noch eine Anhängeleiter mit einer Steighöhe von 10 Meter und nach einigen Waldbränden ein Tanklöschfahrzeug. Nun wurde das alte "Spröözehüsje" zu klein.
In den Jahren 1972 und 1973 wurde das neue Gerätehaus an der Norbertstraße gebaut.
Bild Links: aktuelles Sicht Ecke Winand-Kayser-Straße Bild Rechts: Auf der linken Seite des Bildes ist die Gaststätte Haas ( Hans Pitter ) zu erkennen.
Heute steht dort nur noch die Bushaltestelle.
10. Juni 1973 Einweihung des Feuerwehrgerätehaus
Der Einsatz am Silvesterabend des Jahres 1974 sollte zu einem sehr denkwürdigen in der Geschichte des Löschzuges werden. An diesem Tag rückte die "Freiwillige Feuerwehr Straberg" zu einem Feuer in einem Strohschuppen bei der Gaststätte Haas (Hans Pitter) aus.
Die Löscharbeiten des Großbrandes waren umfangreich und mühselig und dauerten entsprechend bis in die frühen Morgenstunden.
Als die Kameraden am Morgen des Neujahrstages 1975 einrückten, waren sie wegen der in dieser Nach vollzogenen kommunalen Neugliederung die "Freiwillige Feuerwehr der Stadt Dormagen - Löschzug Straberg".
Unter der Leitung des Löschzugführers Hans Peters wurde dann im Jahre 1977 die heute noch bestehende Jugendfeuerwehr gegründet.
Im Jahre 1986 stand dann das 75. Jubiläum des Löschzuges an, welches am 7. und 8. Juni mit einme Feuerwehrball und einem Festkommerz im Hubertussaal gebührend gefeiert wurde.
Während die Feuerwehr immer weiter wuchs sind auch die Löschzüge des Stadtverbandes immer intensiver zusammen gewachsen. Die Fachausbildung erfolgt nunmehr gemeinsam. In Stadt und Kreis, die Lehrgänge werden immer effektiver und aufeinander abgestimmt und zunehmend zeitintensiver. Für jeden Feuerwehrmann/-frau ist es nun möglich, schnell und zeitnah alle wichtigen Lehrgänge zu besuchen.
So hat die Straberger Feuerwehr eine gut ausgebildete Truppe, welche die verschiedensten Aufgaben verrichten kann, die von den Feuerwehrkameraden in ihrer Freizeit freiwillig und pflichtbewusst, sowohl selbstständig als auch mit anderen Löschzügen, aber immer mit dem Herz am rechten Platz, erledigt werden.
10.Juni 1973 diverse Aufnahmen Gerätehaus Einweihung
Der Löschzug Straberg:
Wir, das sind mittlerweile insgesamt 55 Freiwillige Feuerwehrleute in der Jugend, den Aktiven und der Ehrenabteilung. Wir treffen uns immer mittwochs um 19:00 Uhr am Gerätehaus zum Übungsdienst. Hier trainieren wir für den Ernstfall. Schließlich haben sich die Aufgaben der Feuerwehr in Straberg, seit Gründung im Jahre 1911, stark verändert und es geht heute nicht mehr nur ums Feuer löschen. Durch seine zentrale Lage ist der Löschzug sehr stark an Einsätzen in anderen Ortsteilen beteiligt. Neben den drei eigenen Löschfahrzeugen sind die 34 Männer und zwei Frauen auch auf den Sonderfahrzeugen, wie zum Beispiel der Drehleiter, ausgebildet. Obwohl das Walddorf mit 2750 Einwohnern nicht zu den bevölkerungsreichsten zählt, so stellt es mit 34 aktiven Kameraden den dritt stärksten Löschzug im Stadtgebiet. Sicherlich ein Zeichen guter und funktionierender Kameradschaft. Klar müssen unsere Familien öfter mal auf uns verzichten aber wir versuchen auch viele gemeinsame Sachen mit ihnen zu unternehmen. Ob gemütlicher Abend, Ausflug, Sommerfest, Weihnachtsbaum aufstellen oder einfach mal zum Fußball gucken, unsere Partner und Kinder sind immer willkommen! So wird es bei uns nie langweilig denn im Löschzug Straberg ist immer etwas los!
großes Finale der Frauensitzung 2016
1914 Katholische Frauengemeinschaft Deutschland St. Agatha Straberg
Der folgende Bericht ist der Festschrift von 2014 zum 100-jährigen Bestehen entnommen:
Am 02. Januar 1914 hat der Kölner Erzbischof Felix in der Straberger Kirche den "Verein christlicher Mütter St. Agatha" genehmigt und die Aggregation an die Erzbruderschaft Regensburg gut geheißen und genehmigt.
Für die jungverheirateten, katholischen Straberger Frauen war es eine Selbstverständlichkeit, in den Verein einzutreten. Zunächst war es vor allem eine Glaubensgemeinschaft, die sich im sozial-caritativen Bereich einsetzte.
Die erste Präfektin - so hieß damals die Vorsitzende - war Klara Scheer. Es folgten Anna Schmitz, Margarete Zaum, Regina Schotten, Renate Derichs, Cornelia Helmig und heute 2018 Renate Krings.
Im Laufe der Jahre änderte sich auch in Straberg der Name und aus Mütterverein wurde die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland - kurz kfd. Heute dürfen alle Frauen Mitglied in unserer kfd werden.
Mit der Zeit nahm auch die Geselligkeit breiteren Raum ein: Es wurde Theater gespielt, Nachmittage oder Frühstücke mit Vorträgen angeboten, Basare veranstaltet, Ausflüge und Wallfahrten unternommen, sowie spezielle Nachmittage für Senioren.
Um das Jahr 1975 wurde dann ein karnevalistischer Nachmittag veranstaltet, aus dem unsere Frauensitzung entstand, die auch bei vielen Frauen aus dem Umkreis von Dormagen sehr beliebt ist.
Ebenfalls engagiert sich die kfd auch immer wieder beim Dorfgeschehen: wie Pfarrfest, Königinnentag bei den Schützen, Kirchenrenovierung, um nur einiges zu nennen.
Heute haben wir ca. 300 Mitglieder. Wir sind eine lebendige Gemeinschaft mit Menschen, die uns fordern und vielleicht damit fördern. Wir halten fest an alten Traditionen, aber gehen auch neue Wege. Bis heute sind wir bemüht, jedes Jahr ein abwechslungsreiches Programm zu bieten.
Textauszug: Festschrift 100 Jahre Kfd Straberg 2014 | Vielen Dank an Annelie Drexler
1919 Männergesangsverein Waldröschen Straberg
Im Januar des Jahres 1919 gründeten einige sangeslustige Straberger Männer aus Straberg den Männergesangsverein "Waldröschen". Unter der Leitung des Dirigenten Heinrich Schmitz, einem Straberger Jungen, wurde das Waldröschen bald wegen seiner Leistungen unter den Vereinen der Umgebung bekannt. Der Verein beteiligte sich schon in den ersten Jahren an Gesangs-wettstreiten und wurde jedesmal preisgekrönt.
Als das Waldröschen 1949 sein 30-jähriges feierte, brachten sie ein Festbuch heraus. Die Chronik begannen sie mit folgenden Worten:
"In unserem, am Rande des Knechtstedener-Waldes gelegenen Dörfchens Straberg lebte schon immer eine sangesfrohes und für alles Edle und Schöne begeisterte Bevölkerung. Aus diesem Grunde kam es auch zur Gründung unseres M.G.V. "Waldröschen".
Das klingt in unseren Ohren heute vielleicht seltsam, aber wenn man die Festfolge im vorliegenden Büchlein liest, kann man die Leistungen des Vereins nur bestaunen. Beim "Jubel-Konzert" im Schützensaal wirkten mit: der Kirchenchor "Cäcilia" Nievenheim, die Männergesangsvereine "Einigkeit" Stürzelberg, "Sangeslust" Delrath, der Quartettverein Nettesheim und das Kammerorchester aus Nievenheim.
Die Gesangsvorträge waren sehr anspruchsvoll. Man sang nicht nur Marschlieder sondern auch aus Oper und Operette von Mozart, Händel, Leoncavallo, Boieldieu, Wagner, Schubert um einige zu nennen.
Man veranstaltete ein "Klassensingen", ein "Ehrensingen" und ein "Höchstehrensingen" jeweils mit 3 Klassen. Dabei wirkten mit: die Männerchöre "Heideröschen" Rosellerheide, Holzheim, "Concordia" Dormagen, "Eintracht" Norf, "Sängerbund" Stommeln, "Cäcilia" Sinnersdorf, "Cäcilia" Zons, "Eintracht" Kleinenbroich, "Sängerbund" Neuwerk, "Arion" Pesch, 1879 Benrath, Werkchor der Farbenfabriken Bayer. Zum Schluss wurden dann in allen Klassen Punkte vergeben.
Aber nicht nur auf dem Gebiete des Gesanges hat der Verein sich Ehre erworben, sondern auch an den allgemeinen Angelegenheiten des Dorfes nahm er regen Anteil. So wurde im Jahre 1922 eine Kapelle zu Ehren der im Weltkriege 1914-1918 gefallenen Soldaten von den Bauhandwerkern des Vereins ganz unentgeltlich errichtet und vom Verein unterhalten. 1949 wurden neue Ehrentalfen mit den Namen der im ersten und zweiten Weltkriege gefallenen Soldaten der Gemeinde beschafft. Außerdem wurde ein neues, kunstvoll geschmiedetes Eisentor angebracht. Die Kosten hierfür wurden vom Verein aufgebracht.
Sangesfreudig müssen unsere Vorfahren gewesen sein, denn seit 1875 gab es ja auch einen Kirchenchor. 1951 kam es dann zum Zusammenschluss des Männerchores "Waldröschen" mit dem Kirchenchor.
Vielen Dank an Annelie Drexler
Links: Ehrentafeln der gefallenen Soldaten | Mitte: Kriegerdenkmal | Rechts: Kapellchen - abgerissen in den 60er Jahren
1922 Kriegerdenkmal - Kriegergedächtniskapelle
1922 wurde auf dem Linden-Kirch-Platz ein Ehrenmal für unsere Gefallenen eingeweiht, das die Gemeinde dem Kölner Bildhauer Steinbach in Auftrag gegeben hatte.
Das Kriegerdenkmal ist aus Muschelkalk. Der Unterbau hat 3 umlaufende Stufen. Der tempelartige Aufbau mit Eckpfeilern und Inschriften-Platte aus poliertem Granit, schließt oben ab mit einer Figurengruppe aus einem stehenden Engel der einen gefallenen Krieger segnet.
Durch Hand- und Spanndienste oder musikalische Darbietungen trugen die Mitglieder des Kirchenchors Cäcilia Straberg zur Erinnerung und Finanzierung des Straberger Krigerdenkmals bei. Bei der Einweihung wirkte er ebenfalls mit.
Zur gleichen Zeit ließ Pfarrer Dr. Minjon das Kirgergedächtniskapellchen neben der Kirche einrichten. Bauhandwerker, Mitglieder des Männergesangsverein "Waldröschen", errichteten es unentgeltlich. 1949 schaffte der Verein neue Ehrentafeln mit den Namen der im ersten und zweiten Weltkriege gefallenen Soldaten der Gemeinde an. Außerdem wurde ein neues, kunstvoll geschmiedetes Eisentor angebracht. Auch diese Kosten wurden vom Verein aufgebracht.
Das Kapellchen wurde im Zuge von Renovierungen um Kirche und Pfarrhaus Anfang der 60er Jahre abgerissen.
Die Tafeln mit den Namen der Gefallenen hängen heute im Vorbau der Leichenhalle an der rechten Mauer auf dem Friedhof.
Wenn wir im Frühjahr die Gottestracht und im Herbst Schützenfest feiern, gehört die Gefallenenehrung dazu.
Vielen Dank an Annelie Drexler
Links: Google Überblick über Straberg - Richtung Süd-West ist das Haus rot eingekreist | Rechts: Das Haus Am Kimmeskamp Bildquelle: Google Earth
1931/32 Das Haus "Am Kimmeskamp"
Im Straberger Gebäudekataster taucht das Haus als Neubau für das Steuerjahr 1933 auf. Es wird also 1931/32 erbaut worden sein.
Erster Eigentümer und damit der Erbauer war:
Leo Kimmeskamp, Kürschnermeister in Düsseldorf, Hindenburgwall 38 [heutige HeinrichHeine-Allee]. Er entstammte wohl der Essener Kaufmannsfamilie Kimmeskamp, die u.a. auch seid über 100 Jahren Jagdpächter in Oberholzhausen sind, einem Ortsteil der nordhessischen Gemeinde Frankenberg-Waldeck.
In den 1920er Jahren hatte Leo Kimmeskamp das Pelzhaus Wessoly in Düsseldorf übernommen und er errichtete im Jahr 1928 am Hindenburgwall einen grossen Neubau für sein Pelzunternehmen. Die Firma existiert heute nicht mehr.
Kimmeskamp erbaute das Haus in Straberg als Wochenendhaus – Eintrag im Gebäudebuch:
„Wochenendhaus mit Hofraum und Hausgarten“. Es liegt auf einem Teil des alten Flurstücks
„Flur A 108“ direkt am Norfbach bzw. Stommelner Graben im Gemarkungsdreieck Straberg/Gohr/Broich. Das Grundstück wurde für den Hausbau neu parzelliert und erhielt dadurch einen eigenen Zugang vom Sandweg/Viehstrasse. Voreigentümer war die Gemeinde Straberg. Bezeichnenderweise erhielt das Gebiet von den Strabergern schnell die Bezeichnung „Am Kimmeskamp“.
Van Endert
Nach einem Umbau 1937 erwarb die Neusser Kaufmannsfamilie van Endert pro 1941 das Areal für 6.000 Reichsmark. Eingetragene Eigentümerin war Maria van Endert geb. Meyknecht, Ehefrau des Kaufmanns Jan Piet van Endert in Neuss, Nordkanalallee 56.
Die Familie führte seit dem Jahr 1804 in Neuss links neben dem Rathaus das grosse, in der Region bekannte Ausstattungshaus „Rud. Van Endert“, welches bis Anfang der 1980er Jahre existierte. So manches Straberger Kommunionkind wurde dort für seinen Festtag
eingekleidet. Jan Piet van Endert mag ein Enkel des Rudolf gewesen sein.
Familie Dröger
Wie aus einem Adressverzeichnis von 1960 hervorgeht, bewohnten spätestens seit diesem Jahr Hans und Hildegard Dröger mit ihren Kindern das Haus. Als Adresse ist „Jagdhaus“ angegeben. Woher die Familie kam, ist mir unbekannt. Bevor sie aber ins Jagdhaus zog,
wohnte sie bei Voitz/Brand (laut Adressverzeichnis von 1953). Nach dem Tod ihres Mannes und dem Auszug der Kinder wohnte Frau Dröger wohl noch einige Jahre dort. Man sah sie häufig mit ihrem Mofa den doch längeren Weg durch den Wald nach Straberg kommen.
Nach der Familie Dröger
Das Haus war noch einige Zeit nach der Familie Dröger bewohnt. Jedoch verwilderte das
Terrain mit dem Haus im Laufe der Jahre immer mehr. Es scheint heute unbewohnt und
ungenutzt. Der aktuelle Eigentümer ist mir nicht bekannt.
Vielen Dank an Peter Klosterberg 04.06.2020
Linden-Kirch-Platz mit der Schule (rechts) von 1863
1936 Straberger Volksschule
Die katholische Volksschule Straberg / Eine Schule für die Kinder gab es schon seit dem frühen 19. Jahrhundert und 1863 wurde mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes begonnen. Diese Schule hatte nur zwei Klassen. Direkt daneben wurde 1936 eine neue Schule, das heutige Alfred-Delp Haus, mit vier Klassen gebaut.
Durch den Krieg 1939-1945 sind die Akten der Schule leider verloren gegangen. So fängt die Chronik der Straberger Volksschule erst 1945 an.
Schon früh nach Beendigung des Krieges wurden Vorbereitungen getroffen, die deutschen Schulen wieder zu öffnen. Bereits am
20. August 1945 konnten in Straberg die ersten Jahrgänge mit dem Unterricht beginnen. Die Schule wurde feierlich wiedereröffnet. Das in der Nazizeit verschwundene Kreuz hatte in allen Klassen wieder seinen Platz. Die Eröffnung begann mit einem Gottesdienst. Daran schloss sich eine Feier in der Schule an.
Zwar war das Schulgebäude selbst wenig beschädigt, doch fehlte es an Unterrichtsmaterial und an geeigneten Schulmöbeln. Im September begann auch für die oberen Jahrgänge der Unterricht.
Schon im Dezember 1945 veranstaltete die Straberger Volksschule unter Hauptlehrer Hamacher für Eltern, Lehrer und Schüler eine Weihnachtsfeier mit Krippenspiel, Gesangs- und Gedichtsvorträgen sowie eine Bescherung der Kinder an dem auch der Pfarrer und der Ortsbürgermeister teilnahmen.
Ab 1946 fand auch wieder der traditionelle Martinsumzug statt. Die Gaben, eine Tüte mit Obst und Gebäck sowie einen Weckmann, die anschließend an alle Kinder große und kleine verteilt wurden, hatten die Kinder selbst gesammelt. Am nächsten Morgen verteilten die großen Kinder noch Weckmänner an die alten Leute, Kriegsversehrten, Kriegswitwen und Vertriebenen.
Flüchtlinge aus den Ostgebieten, die im September eingewiesen wurden brachten 41 Schulkinder mit.
Der Winter 1946 / 1947 war sehr streng. Zuerst viel die Heizung aus, dann gingen die Heizvorräte aus. Einen Monat lang viel die Schule aus. Dann fand der Unterricht für die jetzt 171 Schüler und Schülerinnen klassenweise von morgens 08:00 Uhr bis abends 17:00 Uhr im Pfarrsaal statt. Weihnachtsfeiern in Verbindung mit Elternabenden fanden jeweils in den Klassen statt.
Nachdem sich Mitte 1946 die Schützenbruderschaft neu gegründet hatte, wurde die Kirmes zu einem richtigen Volksfest.
Sowohl bei den kirchlichen wie auch bei den weltlichen Feierlichkeiten war das ganze Dorf beteiligt.
Zusammenhalt und Einmütigkeit zeigten sich überall. Auch die Vertriebenen wurden eingebunden.
Zur Spätkirmes im September 1948 marschierten sich erstmalig 20 Jungen der Oberklasse mit einer blumengeschmückten Armbrust vor dem Königswagen her. Im Laufe des Sommers 1946 mussten sich alle Schüler je zweimal wöchentlich an der
Kartoffelkäfersuche, bei der Heilkräutersuche und beim Rübeneinzeln beteiligen. Die Eltern waren ganz froh, dass die
Schulkinder etwas zum Lebensunterhalt der Familie beitragen konnten, denn für ihre Arbeiten gab es meistens etwas zu "Futtern" von den ortsansässigen Bauern.
Auch in dem sehr heißen und trockenen Sommer 1947 stellte die Schule eine Arbeitsgruppe von 45 Kindern zur Verfügung,
die unter Aufsicht des Schulleiters zur Feldarbeit und Kartoffelernte eingesetzt wurden.
Bis in die 50ger wurden Schulkindergruppen zu Feldarbeiten eingeteilt. Auch sammelten 1948 die Kinder
mehrere Wochen Papier, das zu 9 großen Ballen gepresst und nach Neuss geschickt wurde. Vom Erlös
wurde Schreibhefte gekauft.
Der Gemeinderat beschloss im März 1948 Bänke anzuschaffen damit alle Kinder eine Sitzgelegenheit
hatten und eine 4. Lehrkraft für die nun ca. 200 Kinder einzustellen. In den Oberstufen, 5. bis 8.
Schuljahr, wurden dann Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet.
Nachdem Hauptlehrer Hamacher in den Ruhestand ging, kam 1952 der Lehrer Klaus Sczyrba nach Straberg.
Die Wohnung des Hauptlehrers war das Haus am Lindenkirchplatz Nr. 44.
Der neue Hauptlehrer hielt beim ersten Elternabend einen Vortrag über die »Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule». Erstmalig wurden eine Klassenpflegschaft gewählt.
Das Schuljahr 1953/54 begann am 16. April. 149 Kinder wurden in den 8 Klassen von 4 Lehrpersonen
unterrichtet. Auf dem Nievenheimer Sportplatz fanden im Juli die Bundesjugendwettkämpfe statt.
Kurz nach diesen Wettkämpfen veranstaltete die Schule ihr Sommerfest, bei dem die Kinder ein vom
Hauptlehrer geschriebenes Märchen vorspielten. Nach dem Stück zogen die Schülerinnen und Schüler
verkleidet als Figuren aus zwanzig Märchenstücken durch den Ort. Der Straberger Märchenzug war geboren.
Neu war 1954/55 die erstmals durchgeführte Ganzheitsmethode, nach der die Kinder nun das Lesen zu
erlernen hatten. In der Gemeindekasse sah es düster aus, so dass die Schule bei geplanten Neuanschaffungen mehr oder
weniger auf sich selbst angewiesen war. Ende des Jahres veranstaltete sie einen bunten Abend in Form
eines Rundfunkprogrammes im Schützensaal. Höhepunkt des Abends war die Versteigerung eines
lebendigen Ferkels. Von den rund 500,-- Mark Reingewinn wurde ein Filmgerätes angeschafft.
Eine Art Modellfall inszenierten 1955 Lehrerkollegium und Schützenbruderschaft gemeinsam.
Großzügig stellte die Sankt Hubertus Schützenbruderschaft den Saal als Turnhalle zur Verfügung, so
dass nun auch im Winter Sport getrieben werden konnte. "Eine nachahmenswerte Idee", hieß es
seinerzeit in den Zeitungen. Ebenfalls 1955 wurde in der Schule die Schulbücherei gegründet, die
zunächst mit 70 Büchern in ihren Regalen begann.
Im Schuljahr 1956/57 wurden in den oberen Jahrgangsstufen erstmalig Jungen und Mädchen
gemeinsam in einer Klasse unterrichtet. Neu zum Inventar gehörte auch eine vom Kreis finanzierte
Sammlung Orff 'scher Instrumente, auf denen die Kinder unter Leitung von Lehrer Rasbach
beachtliche musikalische Erfolge erzielten.
Nach sechsjähriger Tätigkeit verließ Schulleiter Sczyrba 1959 die Straberger Schule und Lehrer
Rudolf Schadnik trat als Schulleiter seinen Dienst an.
Trotz des Lehrermangels 1960, für die rund 140 Kinder standen nur 3 Lehrpersonen zu Verfügung,
zeigte sich Schulrat Keppler mit den Leistungen der Kinder sehr zufrieden.
Eine Schulspeisung wurde eingeführt, bei der die Flasche Milch noch 13 Pfennige kostete.
Im Juli 1960 bereiteten Schulkinder, Lehrerschaft und die ganze Dorfgemeinschaft ihrem neuer
Pfarrer, Johann Schürmann einen ebenso großen wie herzlichen Empfang.
Die Mitglieder des damaligen Müttervereins sammelten für die Bescherung der Kinder nach
Martinszug in diesem Jahr die Rekordsumme von 500,-Mark, die es möglich machte, auch den
Strabergern Senioren eine gut gefüllte Martinstüte zukommen zu lassen.
Jeden zweiten Sonntag wurden Filme der Kreisfilmbildstelle für Kinder und Jugendliche in dem
oberen Klassenraum gezeigt. Großen Anklang fand eine Adventsfeier der Oberstufenklasse, die diese nach vielen Proben und mit
Engagement für die Senioren in Knechtsteden und Straberg durchgeführt hatten.
Durch einen Zuschuss von 225 Mark wurde der Werkraum wieder in Schuss gebracht.
Das erste, was man dort zusammenwerkelte, war ein Kasperletheater und ein Kummerkasten für die Bevölkerung, der
allerdings nicht den gewünschten Erfolg brachte. Den hatte hingegen die "fahrende Postschule" der deutschen Bundespost, die zur Freude der Schulkinder im Walddorf gastierte und einen Hauch von technischer Revolution und großer Welt mit
sich führte.
Im journalistischen Bereich blieben Strabergs Pennäler auch nicht untätig und so erschien im Oktober
erstmalig die "Straberger Schulpost" zum Bezugspreis von 0,30 DM für Schüler, Eltern und Gönner.
Obwohl das Fernsehen seinen Siegeszug durch deutsche Wohnzimmer auch in Straberg längst angetreten hatte, fanden die Filmvorführungen an den Sonntagsnachmittagen nach wie vor großen Anklang, was sich in netten finanziellen Gewinnen niederschlug.
Neben dem Unterricht trafen sich die Schulkinder regelmäßig zum Flötenkreis, der zum Teil aus den
Einnahmen der Filmvorführungen finanziert wurde.
Zu Beginn des Jahres 1962 wurde das Instrumentarium durch eine Mandoline und eine Gitarre weiter
aufgestockt. Einen "erquicklichen Abend" nannte die NGZ eine Feierstunde, bei der Schulchor und
Musikspielkreis vor den Eltern ihr Können zum Besten gaben. Immer wieder hatte man Renovierungsarbeiten an der Schule vorgenommen.
1963 dachte man nicht zum ersten Mal über den Bau einer neuen Schule nach. Die Gemeinde Straberg plante sie auf dem
Kronenpützchen. Ein Ausschuss wurde eingesetzt und hinterher lange gemeinsam beraten, um für die
geplante Schule ein Optimum an Zweckmäßigkeit zu schaffen. Bis zum Baubeginn sollte es aber noch
einige Jahre dauern.
1966 hatten sich Schüler und Lehrer der Volksschule mächtig umzustellen, denn mit zwei
Kurzschuljahren wurde der bisherige Schuljahresrhythmus - ein Schuljahr jeweils von Ostern bis
Ostern - in das heutige geändert.
Katholische Grundschule Straberg
Mit dem Ende des Schuljahres 1967/68 kam eine Neuerung, mit der zuerst niemand so recht glücklich
war. Mit der Schulreform verlor die Straberger Lehranstalt ihren Status als Volksschule und die
Schüler des 5.-8. Schuljahres wurden zusammen mit denen der Dörfer Delrath, Gohr und Nievenheim
in Nievenheim in einer Schule unterrichtet.
Mit einem Schlag verlor unsere Schule 70 Schülerinnen und Schüler, und auch die berufliche Zukunft
der Lehrerschaft schien zunächst nicht gesichert. Ein Lichtblick war, dass am Kronenpützchen
zwischenzeitlich mit dem Bau einer neuen Lehranstalt, der katholischen Grundschule begonnen wurde.
Das neue Schuljahr begann am 9.August. Aus Delrath und Nievenheim wurden vorübergehend zwei
neue Klassen zugeteilt, sodass die mit drei weiteren Straberger Grundschulklassen ausgelastete Schule
aus den Nähten zu platzen drohte.
Pastor Schürmann, in seinem bayerischen Urlaubsort weilend, bot dem Schulleiter die Nutzung des
alten Pfarrsälchens als Klassenraum an. Die Abmachung wurde per Telefon getroffen und sowohl bei
Schülern als auch beim Lehrkörper war man froh, um einen Schichtunterricht am Morgen und am
Nachmittag herumgekommen zu sein.
Lehrer Pohl übernahm das erste und zweite Schuljahr mit 44 Kindern, Fräulein Schwanitz das dritte
Schuljahr mit 25 Kindern und Lehrer Schadnik die vierte Klasse mit 28 Kindern.
Katholische Grundschule am Kronenpützchen
Ein wichtiger Tag für das Dorf war 1968 die Einweihung der neuen Grundschule.
Der Rheinische Anzeiger schrieb dazu: "In der kleinsten Gemeinde des Heimatgebietes wurde am
Freitag in Anwesenheit zahlreicher Gäste mit der neuen, vierklassigen Grundschule eine der am
schönsten gelungenen Schulen des Heimatgebietes ihrer Bestimmung übergeben.
Fast auf den Tag genau 31 Jahre nach der Einweihung der Volksschule am Lindenkirchplatz erhielten Strabergs
Schulkinder auf dem hügeligen Gelände am Kronenpützchen eine neue Heimstatt." Zur Einweihung
mussten die Schüler ihre Sitzgelegenheiten zum Teil selbst vom alten in das neue Gebäude
transportieren.
Das Alfred-Delp-Haus
Als 1968 die katholische Grundschule am Kronenpützchen eingerichtet wurde, begann man in der
alten Schule mit Jugend- und Seniorenarbeit. Auf Vorschlag des damaligen Pfarrers Josef Hermann
gab man diesem Pfarrheim den Namen Alfred-Delp-Haus.
Vielen Dank an Annelie Drexler
Ein einziges Mannschafts-Foto des Tus Straberg von 1938
1938 Turn und Sportverein Straberg
Leider liegt uns nur ein Foto und ein kleiner Bericht zum damaligen TuS Straberg vor. Damals spielte der TuS Straberg gegen den SV Rommerskirchen und gewann 3:0 (2:0). "Wenn auch hier die Mannschaften nicht komplett antraten, so bedeutet der Erfolg des TuS über den höherklassigen Gast doch eine Überraschung. Das die Rommerskirchener nicht einmal zu einem Ehrentreffer kamen unterstreicht die großen Leistungen der TuS-Deckung. Mittelstürmer Schnee schoß bis zum Wechsel zwei Tore, während Klein nach dem Wechsel auf 3:0 erhöhte. Das jederzeit faire Spiel hatte einen guten Leiter.
1950 erfolgte eine Platz Einweihung.
Vielen Dank an Annelie Drexler
Ein Foto der Krippe zur Weihnachtszeit wird diese immer aufgestellt.
1951 Die Straberger Krippe
In der Heiligen Nacht des Jahres 1951 erhielten wir in Straberg eine neue Krippe. Der Bildhauer Bruno Hauser hat sie aus der alten Dorflinde, die früher auf dem Platz vor dem Pfarrhaus stand und nach einem Blitzschlag umstürzte, geschnitzt.
Eine Besonderheit dieser Krippe ist es, dass es außer den üblichen Figuren wie die Engel, Hirten, Könige usw. noch folgende existieren:
Ermöglicht wurde das, durch die große Opferfreudigkeit aller, heißt es in einer alten Schrift. Die Weihegedichte für die einzelnen Figuren und Figurengruppen schrieb Pater Heinrich Schmidt C.S.Sp. aus Knechtsteden. Das Heft ist in der Kirche erhältlich.
Vielen Dank an Annelie Drexler
Ein Foto der Krippe zur Weihnachtszeit wird diese immer aufgestellt.
1953-1958 Märchenzüge in Straberg
In den 50gern war das heutige Alfred Delp Haus die katholische Volksschule in der in 4 Klassen 8 Jahrgänge der Straberger Kinder unterrichtet wurden. Hauptlehrer Klaus Sczyrba standen zur Seite Marie-Therese Balkenhol, Relindis Glatzel und Werner Rasbach. Hauptlehrer Sczyrba und ganz besonders Werner Rasbach waren vielseitig begabte Lehrer die Kinder und Eltern zu motivieren wussten.
Neben dem Schulchor entstand eine Spielschar, die Märchen vortrug und darstellte. Deren erster Auftritt fand bei der
Entlassungsfeier im März 1953 statt. Das war so etwas wie ein Startschuss, denn schon im Sommer schlängelte sich der erste
Märchenzug durch die Straßen Strabergs bei dem jedes Kind der Schule eine eigene Rolle hatte.
Am Abend wurde dann im Schützensaal ein Märchen aufgeführt. Die ganze Dorfgemeinschaft war an Vorbereitungen der
Märchenzüge beteiligt. In mühevoller Handarbeit wurden phantasiereiche Kostüme genäht und Dekorationen gebastelt.
Der Straberger Märchenzug sowie die Märchenspiele fanden auch außerhalb Strabergs große Beachtung. So erhielt die
Schule Straberg vom Theater der Stadt Rheydt einen Lastwagen voll mit dort nicht mehr benötigten Kulissen.
Man lagerte sie in einer leer stehenden Scheune, in der dann auch an den Aufbauten gebastelt wurde. Das machte man natürlich nach dem Unterricht.
1953 zogen zwanzig Fußgruppen in bunten Verkleidungen als Hexen, Zwerge, Riesen, Prinzen und Prinzessinnen durch den Ort.
Beim letzten Märchenzug 1958 verstärkten schließlich 15 Pferdegespanne mit märchentypischen Aufbauten vom Knusperhäuschen bis zur Windmühle sowie drei Musikgruppen den Festzug.
Viele Zuschauer reisten aus der Umgebung an. Die Menschen standen doppelt und dreifach Spalier.
Den letzten Märchenzug erlebte Straberg im Juni 1958. Mit Weggang der Lehrer Sczyrba und
Rasbach ging die Ära der "Märchenjahre" zu Ende.
Hier gelangen Sie zur Fotogalerie der Märchenzüge
Vielen Dank an Annelie Drexler, Christina Derichs und Johannes Sczyrba
Beschreibung von links nach rechts 1. Gässchen am Friedhof / 2. Haus auf dem Breuisch Bersch / 3. Baustelle an der Burg / 4. Der Breuisch Bersch mit Blick vom Friedhof aus
1959 Breuisch om Bersch
In den 50gern war an der Stelle wo jetzt die Häuser "An der Burg" stehen, der "Breuisch om Bersch" ein Bauernhof der Familie Zaum der aber schon damals, also in den 50er Jahren bereits schon ziemlich marode war. Zu sehen ist auf den Bildern sowohl der marode Bauernhof, als auch die Baustelle "An der Burg" und das Gässchen am Friedhof.
Vielen Dank an Annelie Drexler
1986 Vom alten Ulan zum Bürgermeister
"Zum alten Ulan" prangt in großen Buchstaben über der Eingangstür zu der Straberger Traditionsgaststätte im Schatten der St.-Agatha-Pfarrkirche. Das Haus, in dem Geselligkeit und Frohsinn den Alltag bestimmen, steht genau seit 200 Jahren.
Seinen heutigen Namen hat es aber erst am 08. Januar 1938 bekommen.
Bis dahin war die Wirtschaft als "Gasthaus zum Jägerhof" bekannt. Inhaber war damals Hubert Weyers, der als "Deutschlands ältester Ulan" in die Ortsgeschichte eingegangen war. Er feierte am Tage der Neubenennung seinen 95. Geburtstag; ein Fest, das seinen Kameraden einigen Aufwand wert war. So kamen aus diesem Anlass Abordnungen des fünften und des siebten Ulanenregiments in ihren Traditionsuniformen. Fotografien zeugen noch heute davon, dass diese Geburtstagsfeier erhebliches Aufsehen erregt hat.
Hubert Weyers, der 1843 das Licht der Welt erblickt hatte, verbrachte die meiste Zeit seines Lebens bei den Ulanen, jenen Reitersoldaten, zu deren Ausrüstung ursprünglich unabdingbar die kunstvoll verzierte Lanze zählte.
Hoch zu Roß nahm Hubert Weyers an folgenden Kriegen teil: 1864 ritt er im preußisch-österreichischen Heer gegen das unter dänischer Herrschaft stehende Schleswig-Holstein, das annektiert wurde, wobei Schleswig an Österreich und Holstein an Preußen fiel.
Zwei Jahre später zog Hubert Weyers dann gegen die Österreicher zu Felde. Bismarcks Bemühungen um eine Zusammenarbeit führte die ehemaligen Kampfgenossen nun gegeneinander. Und wieder stand Weyers auf der siegreichen Seite:
Bei Königsgrätz wurden die Österreicher vernichtend geschlagen. 1870/71 schließlich beteiligte sich Hubert Weyers noch am Deutsch-Französischen-Krieg.
Das eine so lange Teilnahme an blutigen Kriegen nicht ohne Folgen blieb, ist selbstverständlich. Da sind zum einen die Orden und Auszeichnungen, von denen hier nur die Mackensen-Ehrenschnalle I. Klasse erwähnt werden soll. Namensgeber ist der Generalfeldmarschall August von Mackensen, der im Ersten Weltkrieg Armeeführer im Osten war. Die nach ihm benannte Ehrenschnalle war eine der höchsten Auszeichnungen dieser Zeit.
Eine andere Folge ist war, dass auch diejenigen, die die Schlachten überlebten aufgrund von Verletzungen oder bedingt durch das ungesunde Leben zumeist nicht alt wurden. Verständlich, dass Weyers als Deutschlands ältester Ulan weit über das Walddorf bekannt war. Aber auch in Straberg wurde der Veteran geachtet. Dies ist schon daran ablesbar, dass er 18 Jahre lang als Bürgermeister "die Geschicke der Gemeinde Straberg geleitet und sie zu Glück und Wohlstand geführt" hat, so zumindest Amtsbürgermeister Josef Flücken bei der Beerdigung am 12. Dezember 1938 von "Vater Weyers".
Das Begräbnis Hubert Weyers wurde zu einem Großereignis. Noch heute erinnern Bildtafeln und Zeitungsausschnitte daran, die in der Gaststätte hängen. Entsprechend der Zeit ist die Darstellung sehr emphatisch. Es wird von einer "Kundgebung soldatischer Kameradschaftstreue" gesprochen. Erwähnt wird aber auch, dass der ehemalige Regimentsadjutant der fünften Ulanen, Fanz von Papen, einen Kranz schickte und dass Major a. D. Marschall von Bieberstein im Namen der Offiziersvereinigung ehemaliger Ulanen eine Grußadresse überbringen ließ, in der festgestellt wurde, dass Hubert Weyers nicht nur Vorbild gewesen sei, sondern dass er auch "ein lebendiges Stück Geschichte" verkörpert habe. ..... Fortsetzung folgt.....
"Et Wasser lööf!", verkündete "Schutzmann" Jürgen Brockmeyer (links), als Margret Steiner den Pumpenschwengel erstmals betätigte, nachdem Jean Heutz (2.v.l.) die amtliche Genehmigung zur Wasserförderung überbracht hatte.
Da stiftete Dr.Nachtsheim (rechts) gern die ersten Sitzungsgelder fürs Pumpenfest.
1989 Dorfplatz-Pumpe
Im Jahre 1989 wurde die Dorfplatz-Pumpe in Betrieb genommen. Hierzu Auszüge aus dem Rheinischen Anzeiger von damals:
"Straberg - Es hat zwar einige Zeit gedauert, bis aud der Idee von KJG-Chefin Margret Steiner plätschernde Wirklichkeit wurde. Aber rechtzeitig zum Schützenfest floß aus der neuen alten Handschwengel-Pumpe auf dem Linden-Kirch-Platz aus sieben Metern Tiefe kühles klares Grundwasser.
Grundstock für diese jüngste Errungenschaft des Walddorfes waren einerseits die 500 DM Prämie aus dem Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" und zum anderen die 500 DM des Umweltschutzpreises der Stadt für die KJG. Den Rest trug die KJG aus Altpapiersammlungen und Stiftungen zusammen...
Jetzt goß Margret Steiner mit dem ersten kühlen Nass aus der Pumpe erst einmal die Blumen am Denkmal, "Backes Pitter" holte sich auch gleich einen Eimer Wasser ab, als das Ergebnis zum Schützenfest-Auftakt gefeiert wurde.
Bei Kölsch und Alt, Flönz und Brötchen freute man sich über das gelungene Werk, dessen Premiere Jürgen Brockmeyer in alten Schutzmann-Klamotten mit der Schelle in der Hand durchs Dorf ausrief...
Den Bürgern und Schützen gefiel übrigens dieser Schützenfest-Auftakt so gut, dass jedes Jahr zur Spätkirmes freitags das Brunnenfest gefeiert werden soll.
Textauszug: Rheinischer Anzeiger | Vielen Dank an Annelie Drexler
1994 Krokodil (Sammy) im Baggersee
Im Sommer 1994 kam unser Baggersee (in der Dorfjugend als Strabi bekannt) in die Schlagzeilen. Ein Badegast hatte seinen Brillenkaiman Sammy am Badestrand an einer Hundeleine Gassi geführt. Dieser aufsehenerregende Badeausflug sollte unverhofft in die Geschichte gehen, denn im Badewasser schüttelte der Brillenkaiman das Halsband ab und schwamm davon. Erst nach einer tagelangen Suche konnte er unverletzt gefangen werden. Sammy wurde nachdem er gefasst wurde dem Kölner Zoo übergeben. Nach kurzer Zeit fand man leider heraus, dass im Kölner Zoo keine artgerechte Haltung möglich war, musste Sammy noch einmal die Koffer packen. Auf ging es nach Falkenstein in Sachsen, wo Sammy in einem Tropenhaus seine neue Heimat gefunden hat.